Donnerstag, 11. Februar 2016

Seductio: Von Schatten verführt von Regina Meißner

„Wir werden es dieses Mal einfach geschickter angehen. Sie wissen nicht, dass wir uns Des Moines ausgesucht haben. Es wird Monate, vielleicht Jahre dauern, bis sie uns gefunden haben. Immerhin sind es über achthundert Meilen, die wir fahren müssen.“
„Das vorletzte Mal waren es zweitausend und sie haben uns trotzdem nach einem halben Jahr gefunden“, konterte ich.
„Ach Ivory, ich weiß ja auch nicht.“
„Dann sag auch nichts. Ich hole jetzt die dritte Schachtel und deine Sachen. Dann kann es losgehen.“
Es war Graces Seufzen, das mich bis in die Küche begleitete.
(Ivory und ihre Tante Grace zu Beginn der Geschichte)

Ivory lebt ein Leben in Angst und Schrecken, immer auf der Flucht vor dem, was ihr seit dem vierten Lebensjahr auf den Fersen ist. Die Neunzehnjährige und ihre Tante müssen es nur noch zwei Jahre schaffen. Zwei Jahre, bis Ivory endlich ein ganz normales Leben führen kann. So sein kann, wie andere Menschen in ihrem Alter. Dinge tun kann, die einfach Spaß machen. Sich Freunde suchen kann. Doch bis dahin müssen die beiden auf der Hut sein. Immer bereit zu rennen. Immer bereit zu fliehen. Immer bereit sich ein neues leben fernab des aktuellen Wohnortes zu suchen.
Das vor dem Ivory flüchtet ist nicht von dieser Welt. Es sind Decessaren. Schatten. Wesen, die gern Menschen wären, es aber nicht sind. Wesen aus einer anderen Welt. Wesen aus Embonis. Ihr Bestreben menschlich zu sein lässt die Decessaren grausame Dinge tun, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie saugen ihren Opfern die Seele aus dem Leib. Die Decessaren leben eigentlich verschlossen hinter einem siegel in ihrer Welt, doch es war Ivorys Vater, der einst einige Decessaren in die menschliche Welt entließ. 300 Stück, um genau zu sein. Und genau diese machen nun Jagd auf Ivory, denn sie ist der Schlüssel, um das Tor nach Embonis ein weiteres Mal zu öffnen und den Decessaren den Weg in die menschliche Welt zu ebnen.
Zwei Jahre besitzt Ivory noch diese Aufgabe. Zwei Jahre, in denen sich die Schlinge um ihren Hals immer enger zu zieht. Als Ivory in der neuen Stadt von einem Decessaren bedroht wird, bekommt sie unerwartet Hilfe von dem Privatdetektiv Kil, welcher sie mit sich nimmt, um ihr das Leben zu retten. Ivory ist sich sicher, dass er nicht weiß, auf was er sich da eingelassen hat und welche Gefahren überall lauern. Doch vor allem weiß Ivory nicht, ob sie IHM trauen kann - trotz dass er ihr das Leben rettet - , ist er doch immer so launisch und sperrt sie gegen ihren Willen ein...

Ich durfte das Buch im Rahmen einer Leserunde lesen und muss sagen, dass mir die Idee an sich sehr gut gefallen hat. Es ist etwas völlig Neues und bedient sich keinem gängigen Fantasyklischee, wofür es meinerseits definitiv Pluspunkte gibt. Die Geschichte lässt sich an sich leicht lesen, jedoch ist sie für meinen Geschmack zu Beginn sehr verwirrend gewesen und während der ersten Kapitel waren noch sehr viel Fragen offen. Wer hier aber tapfer durchhält, bekommt im Laufe der Story immer mehr Informationen, die sich nach und nach gut zusammen fügen lassen. Außerdem entwickelt das Buch mit der Zeit auch den gewissen magischen Punkt, an dem man unbedingt weiter lesen muss und das Buch einfach nicht mehr aus den Händen legen kann. An spannenden Momenten wird in diesem Buch nicht gespart, was ich sehr schön fand.

Ivory als Protagonistin ist mir zeitweise ein sehr verschlossenes Buch gewesen. Zu Beginn der Geschichte ist ihr alles relativ egal, da sie gelernt hat sich nie an einen Ort oder an Menschen zu gewöhnen. Das Mädchen hat immer Angst gelebt und das drückt die Autorin in diesem Band wirklich gut aus. Was mich an Ivory jedoch etwas gestört hat war, dass sie öfter panisch in der "Ecke sitzt", gar manchmal sehr weinerlich ist. Etwas mehr Stärke hätte ich mir dann doch gewünscht. Aber vielleicht kommt das ja noch im zweiten Teil. Ansonsten wird der Charakter sehr glaubwürdig umgesetzt, auch wenn ich zum ende hin denke, dass sie doch zu schnell Vertrauen fasst.
Kil hingegen war für mich während des gesamten Buches eine tickende Zeitbombe. Von nett und beschützend, zu unfair und sehr aufbrausend. Kil hat es wirklich als Charakter in diesem Buch geschafft, dass ich nicht einen einzigen Moment Vertrauen zu ihm hätte fassen können, wäre ich an Ivorys Stelle gewesen. Er hat immer ein beklemmendes Gefühl bei mir hinterlassen. Ich weiß nicht, ob das so beabsichtigt war, aber bei mir ist es so gewesen.

Da ich ein Mensch bin, dem Gefühlssachen in einem Buch sehr wichtig sind und deswegen sehr auf Emotionen achte, muss ich sagen, dass mir diese in dem Buch oft zu kurz gekommen sind. Ich hätte mir schon gewünscht, dass man bei der einen oder anderen Szene mehr auf ihre Angst eingegangen wäre oder auf die Gefühle, die sie gegenüber Kil hegt, sie hat mir wie gesagt viel zu schnell Vertrauen zu ihm gefasst, wo sie ihn doch erst so abgrundtief gehasst hat. Auch die Umschreibung der Charaktere, ihre Art, ihr Aussehen hätte man meiner Meinung nach noch mehr ausbauen können. Details machen immer sehr viel einer Geschichte aus.

Empfehlen kann ich das Buch allen Lesern, die eine gute und vor allem vor neuen Ideen strotzende Geschichte suchen. Die Story ist sowohl für Teens als auch Erwachsene. Ich für meinen Teil bin gespannt, was der zweite Teil für die Charaktere bereit hält, da das Ende dieses Bandes mehr als offen war.


  • Taschenbuch: 376 Seiten
  • Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (1. September 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3738620885
  • ISBN-13: 978-3738620887
  • Größe und/oder Gewicht: 12,7 x 2,1 x 20,3 cm

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog einen Kommentar abschickst, werden die von dir eingegebenen Daten und die damit verbundenen personenbezogenen Daten (z.B. dein verknüpftes Google Profil) an Google Server übermittelt. Weitere Informationen dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.