Donnerstag, 15. Dezember 2016

Das Vermächtnis der Johanna: Band 1 von Christine Weiske

Die junge Romina lebt in Naringen, einem kleinen Dorf, ist gottesfürchtig und verehrt die Kämpferin Johanna von Orléans. Als die Hexe Kassandra ein Portal öffnet, dass den Dämon Neritaz in die menschliche Welt holt, bricht eine Reihe von mysteriösen Umständen und Morden über Naringen herein. Mit dem Verschwinden der jungen Sarina und einer zufälligen Begegnung ebendieser und Romina beginnt Romina Fragen zu stellen und Zusammenhänge zu erkennen. Sie spricht den Dorfpfarrer darauf an und die beiden finden in alten Schriften, dass die junge Sarina von einem Dämon geplagt sein könnte. Während Romina und ihr Freund Stefan versuchen Sarina zu helfen, macht sich an anderer Stelle der junge Mann Tomas daran die Bewohner des Dorfes nach und nach zu ermorden, um seinem Herrn Neritaz frische Herzen zu bringen. Als sich die Lage immer mehr zuspitzt, taucht vor Romina Johanna von Orléans auf, um ihr im Kampf gegen das Böse zur Seite zu stehen.

Ich war wirklich happy, als ich bei der Buchverlosung ein Exemplar erhalten habe und war guter dinge, als ich das Paket in der Hand hielt. Zum Einen bin ich ein absoluter Fan von Johanna von Orléans, zum anderen fand ich den Kontakt mit der Autorin herzerwärmend schön. Leider bin ich aber von dem Buch total enttäuscht worden. Die Idee war sicher nicht schlecht, aber die Umsetzung hat mich das Buch ab Seite 50 abbrechen und nur noch grob überfliegen lassen. Das ist schade und macht mich eigentlich ganz schön traurig, aber ich bin mit dem Buch absolut nicht warm geworden. Schade.

Doch warum? Die Schreibweise der Autorin ist recht einfach, flüssig und fehlerfrei, so weit ich das beurteilen konnte. Trotzdem ist der Erzählstil nicht so meins. "Nach einem niederschmetternden Kampf gegen Xeraz muss Neritaz erst mal wieder zu Kräften kommen." Eine unglückliche Wortwahl, die öfter vorkommt. Die Erzählweise in der Vergangenheitsform wäre in meinen Augen auch von vorteil gewesen, so wäre die Geschichte in meinen Augen noch ein bisschen stimmiger geworden. Neben dem etwas unglücklichen Erzählstil war ich von den großen Sprüngen und unlogischen Folgerungen in den Geschichten irritiert und schockiert. Nur als Beispiel. Stefan befindet sich in Gefahr und Romina macht sich auf den Weg, um Pfarrer Claudius als Hilfe zu holen. Die Kleine ist verletzt, aber Stefan ist in Gefahr. Folglich eilt man schleunigst zur Hilfe, um den jungen Mann vor z.b. einem schlimmen Tod zu bewahren. Und was macht der Pfarrer? Verarztet erst einmal ihren Fuß, deckt sie zu und macht sich dann erst auf den Weg. Kurz, er bummelt. Also entweder war Stefan dann doch nicht so arg in Gefahr oder das Schicksal des jungen Kerls ist dem Pfarrer piepegal. Was mich auch aus dem Lesefluss gehauen hat war die Szene mit der Hexe Kassandra. Tomas soll sie töten und tut dies auch. Romina und Stefan sehen ihre Leiche. Es gibt ein Grab und doch ist sie später wieder am Leben, nur um wieder getötet zu werden. Wann wurde sie erweckt? Das hab ich überall gesucht, doch nichts...
Was mir in dem Buch auch sehr gefehlt hat waren die Emotionen und Details. Die Geschichte hätte man richtig toll ausbauen können, mit richtig viel bildgewaltigen Material. Es gab so viel Steilvorlagen, die die Autorin einfach nicht genutzt hat. Es wir dem Buch so oft gemordet. Es soll ach so blutig aussehen und hergehen und doch ist es dann ein Wimpernschlag. Romina guckt auf die Leiche, keine Emotion. Romina kippt Weihwasser drauf, Puff, Aschehaufen. Weiter gehts. Das geht doch nicht! Wo ist die Verzweiflung? Wo ist der Ekel? Wo ist die eventuelle Trauer? Wo ist die nackte Angst? Wo ist der Wahnsinn, wenn Tomas zu Werke geht oder der Dämon seinen Auftritt hat, wenn er die Herzen verspachtelt? Wo ist die glaubwürdige Reaktion von Romina, als sie ihren Vater tot auffindet? Wenn nicht gleich, aber dann später. stattdessen stellt sie sich arschcool dem Dämon gegenüber und plauscht mit ihm. Das geht doch nicht! Da kann man doch so schön mit den Emotionen spielen. Trauer, Verweiflung, Wut, Fassungslosigkeit, Angst.
Und was mir auch richtiggehend auf den Nerv gegangen ist - dieses durchgaloppieren der Szenen. Romina akzeptiert alles viel zu schnell, reagiert auf alles viel zu cool und selbstverständlich. Und immer wieder der gleiche Ablauf. Neritaz baut Mist, Romina kommt dahinter, reagiert, Neritaz ist wütend, sie bietet ihm wieder die Stirn, er ist wieder wütend... und dann der Oberkracher nach einer Situation a la "Wir tun erst mal so als ob wir feiern und versuchen den Dämon zu täuschen hihihihi" - stumpf und unpassend an dieser Stelle (wer es gelesen hat, der weiß was ich meine).

Was mich auch noch schwer beschäftigt. Wir haben hier die Geschichte die scheinbar im tiefsten Mittelalter spielt. Alle sind gottesfürchtig. Sie fürchten Dämonen. Hassen Hexen. Aber der Pfarrer - der ja eigentlich enthaltsam leben müsste, der verliebt sich in ein junges Mädchen - die zeitweise im Kloster lebt. An sich müssten die beiden in der Zeit schon auf dem Scheiterhaufen stehen und brennen - es sei denn Luther hat seine 95 Thesen schon angenagelt gehabt und die beiden sind aus der evangelischen Kirche .... und selbst dann wäre es noch eine ziemlich heiße Kiste gewesen.

Es tut mir Leid, dass ich diese schlechte Bewertung abgeben muss, vor allem, weil ich die Autorin wirklich ganz nett fand. Aber dieses Buch ist in meinen Augen nicht gelungen. Deswegen möchte ich auch keine Leseempfehlung hierfür abgeben. Eventuell sollte man sich überlegen das Buch noch einmal zu überarbeiten, denn ich denke, dass man da noch was Feines draus machen kann, denn die Grundidee ist gut, nur eben unglücklich umgesetzt.

Idee: 4/5
Charaktere: 1/5
Logik: 1/5
Emotionen: 1/5
Details: 1/5
Spannung: 1/5

Gesamt: 1/5


  • Taschenbuch: 180 Seiten
  • Verlag: Brighton Verlag; Auflage: 2 (1. September 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3958762999
  • ISBN-13: 978-3958762992
  • Größe und/oder Gewicht: 14,9 x 1,5 x 20,8 cm

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