Freitag, 15. September 2017

Keine Zeit für Träume von Eva Rechlin

Drei Schwestern wachsen in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg in Deutschland in einer Pastorenfamilie auf. Während sie sich mit anderen Jugendlichen auf der Straße raufen oder den Eltern heimlich bei Gesprächen zuhören haben sie ihr polnisches Kindermädchen furchtbar lieb gewonnen. Doch je mehr die Zeit voran rückt, desto mehr ändern sich die Gegebenheiten. Hitler kommt an die Macht und die Mädchen finden sich bei der Hitlerjugend wieder. Sie versuchen sich zu integrieren und begeistern sich für die Gemeinschaft. Doch es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Als das Kindermädchen von heute auf morgen verschwinden muss, weil sie angeblich spioniert hat, vermissen die Mädchen sie schrecklich und fragen sich, wo sie wohl geblieben ist und ob es ihr gut geht. Eines der Mädchen begegnet ihrem Lehrer, den sie immer bewundert hat. Er ist nun Soldat und scheint dem Alkohol verfallen, denn was auch immer er erlebt hat ist schrecklich gewesen. Und die kinderreiche Familie, die die Mittlere immer so bewundert hat, vor allem wegen ihrem heimlichen Schwarm, verliert die Hälfte der zahlreichen Kinder an eine Krankheit die in der Bevölkerung grassiert. Die Mädchen müssen schneller erwachsen werden als ihnen lieb ist, es bleibt einfach keine Zeit mehr für Träume.

Das Jugendbuch "Keine Zeit für Träume" aus der Feder von Eva Rechlin war für mich zu Beginn etwas befremdlich, da die Sicht der Kinder auf ihr Leben begeistert war, das aber schlicht und einfach, weil sie es nicht besser wussten. Die Hitlerjugend wird zuerst bewundert, man versucht sich zu integrieren. Man verfolgt mit Spannung den Führer. Erst im Laufe des Buches, als die Mädchen realisieren, was um sie herum passiert, kippt die Stimmung. Die Mädchen realisieren dass sich etwas tut. Die Flucht des Kindermädchens ist dabei ein einschneidendes Erlebnis. Von dort an überschlagen sich die Ereignisse. Vorbei sind die Zeiten bei denen man mit anderen Jugendlichen auf der Straße konkurriert hat oder sich heimlich die bunten Zigaretten des Kindermädchens auf dem Plumpsklo im Garten geteilt hat. Es beginnt eine Zeit in der man vorsichtig sein muss, auf seine Gesundheit achten muss und vor allem auch aufpassen muss, was man sagt und zu wem. Die Schicksale, die sich um die Mädchen herum ereignen öffnen ihnen und dem Leser die Augen.

Das Buch liest sich leicht, obwohl es für ein Jugendbuch ein ganz schön dicker Schinken ist. Eva Rechlin hat sich in meinen Augen sehr gut an die Thematik des Nationalsozialismus heran getastet. Durch die Situationen die die Mädchen erleben vermittelt sie den Verlauf der Geschichte und macht es den Jugendlichen so anschaulich, als hätten sie das alles selbst miterlebt. Man hofft mit den Schwestern und man bangt mit ihnen. Es gibt in dem Buch schöne, aber auch schreckliche Momente. Es ist eine gute Mischung in meinen Augen. Es ist eine durchaus nüchterne Sicht auf die Geschichte bei der sich der Jugendliche nach und nach selbst seine Meinung bilden kann, was ich wirklich gut finde.

Ich empfehle das Buch allen, die sich mit der Thematik des Nationalsozialismus und vor allem der Kindheit in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg beschäftigen wollen. Hier bekommt man einen wirklich guten Einblick.

5 von 5 Sterne


  • Gebundene Ausgabe: 350 Seiten
  • Verlag: Loewe Verlag GmbH (Juni 1998)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3785521405
  • ISBN-13: 978-3785521403
  • Verpackungsabmessungen: 21,4 x 13,4 x 3,6 cm

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